Francisca (2020)

Abgesehen von den gewohnten Erdbeben passiert in Franciscas Heimatstadt Tocopilla am Rande der Atacama-Wüste nicht viel. Die 19-Jährige träumt davon, die Welt zu erkunden, und sei es nur bis zur nächst größeren Stadt. Das Einzige, das sie in Tocopilla hält, ist ihr kleiner Bruder Diego, dessen autistische Züge für die Familie immer Besorgnis erregender werden. Diego spricht nicht und drückt sich nur in Bildern aus. Sein neuer, höchst engagierter Lehrer Fernando findet Gefallen an Diego und schlägt Franciscas Familie vor, den Jungen in Einzelstunden besonders zu fördern. Dann lernt Francisca den attraktiven Tato kennen, und ihre Hoffnung, die Stadt verlassen zu können, scheint in Erfüllung zu gehen. Doch für Tato ist die Liebelei nur eine von vielen. Francisca ist desillusioniert und folgt dem Rat ihrer Mutter: „Du musst wieder unter Leute gehen, Spaß haben und neue Ideen sammeln.“ Hals über Kopf stürzt sie sich in ein Abenteuer, ohne zu merken, dass es ihrem Bruder immer schlechter geht. Als sie schließlich wieder nach Hause zurückkehrt, ist Diego verschwunden. Rodrigo Litorriagas Spielfilmdebüt schildert die harte und prekäre Realität des Lebens einer jungen Frau im Norden Chiles. Gefangen zwischen dem Traum, ihre Heimatstadt zu verlassen, und der Verpflichtung gegenüber ihrem autistischen jüngeren Bruder, kämpft „La Francisca“ darum, das Richtige für sich und ihre Familie zu tun. Doch was zunächst wie eine Lösung für ihre Probleme aussieht, wird zum heimtückischsten Problem von allen. "Sehr viel subtiler wird im Film auf das Thema Kindesmissbrauch aufmerksam gemacht. Die Hauptdarstellerin Francisca, gespielt von Javiera Gallardo, überzeugt in ihrer Rolle als sich kümmernde Schwester, hin und her gerissen, den Bedürfnissen ihres Bruders Diego, gespielt von Aatos Flores, gerecht zu werden und ihre eigenen zu erkennen. Mit viel Feingefühl wird der Missbrauch Diegos durch seinen Lehrer gezeigt. Kindesmissbrauch ist ein immer wieder aktuelles und zu oft tabuisiertes Thema. Erst 2018 wurden viele Missbrauchsfälle in Chile durch die katholische Kirche an die Öffentlichkeit getragen." (Quelle: Pädagogische Arbeitshilfe SCHLiNGEL)